Neuaufstellung des Bundesheeres

Bereits am 17. April 1945 wurde im Zuge der Bildung der Provisorischen Staatsregierung durch Karl Renner ein Unterstaatssekretariat für Heereswesen eingerichtet. Auf Empfehlung von Theodor Körner wurde der Sozialist Oberstleutnant Franz Winterer mit dem Aufbau betraut.

Nachdem die Staatsvertragsverhandlungen 1949 nicht zum Abschluss gebracht werden konnten, war die Frage der Wiederaufrüstung Österreichs nur noch ein Randthema in den Gesprächen mit den Westalliierten. Der Oktoberstreik 1950 zeigte jedoch die Notwendigkeit eines Instrumentes zur Bewahrung der inneren Sicherheit. Daher stimmte die Bundesregierung der Aufstockung der Alarmbataillone und später auch der Aufstellung einer Freiwilligentruppe zu. Mitte 1951 kam es zu neuerlichen Gesprächen über den Staatsvertrag und über zusätzliche Maßnahmen für die innere und äußere Sicherheit. Eine 5.000-Mann starke „besondere bzw. bewaffnete“ Gendarmerie wurde geschaffen und durch die westlichen Alliierten ausgerüstet. Die B-Gendarmarie wurde schließlich zum Kern des zukünftigen Bundesheeres. 

1953 berichtete Staatssekretär Ferdinand Graf an Bundeskanzler Leopold Figl: 

„Im Staatsvertragsentwurf haben sich bereits alle vier Mächte über die Aufstellung eines österreichischen Bundesheeres geeinigt. Es könnte bereits jetzt versucht werden, die Genehmigung zur Aufstellung wenigstens eines Teiles der zugestandenen Stärke vom Alliierten Rat zu erreichen .... ich weise aber auch darauf hin, dass die Aufstellung eines Bundesheeres zu einer auch im Staatsvertragsentwurf vorgesehenen Viermächtekontrolle führen wird. Dies würde für die Sowjets die Möglichkeit bedeuten, auch im Westen zu einer Mitkontrolle zu gelangen.“ (Dokument 34)

Es sollte aber noch fast zwei Jahre dauern, ehe nach Abschluss des Staatsvertrages im Bundeskanzleramt ein Amt für Landesverteidigung eingerichtet werden konnte. Das neue Bundesheer bekam von den Amerikanern, aber auch von den Briten, Franzosen und Sowjets als Einstandsgeschenk zahlreiche Waffen und Munition sowie andere Ausrüstung. Hinsichtlich der Dauer der Wehrpflicht kam es zu einem Kompromiss zwischen SPÖ (6 Monate) und ÖVP (12 Monate): Man einigte sich auf 9 Monate. Einzig in Personalfragen gab es noch Differenzen, da Bundeskanzler Julius Raab in der Mehrheit Offiziere vorschlug, die seiner politischen Seite zuzurechnen waren.

[Gesamttext lesen]